Die Gründe der Situation sind vielfältig. Auf der einen Seite entwickelte die Wissenschaft die nötigen technischen Systeme, wie Telekommunikation, Internet und schnelle Transportmitttel, die die Gruppenbildung und Organisation über geographische Grenzen hinweg in diesem Umfang möglich machten, und dadurch die globalen Machtinstrumente erst schufen. Auf der anderen Seite definierte die Politik das System der freien und mehr oder weniger sozialen Marktwirtschaft. Doch die Probleme der Politik sind Bürokratisierung, schlechte Anpassungsfähigkeit an neue Situationen, Nationalisierung und indirekt selbstauferlegten Druck durch andere Einflußnehmer.
Die Politik sagte zur Wirtschaft: "Euer Ziel ist es, möglichst viel Geld zu machen, aber ihr müßt die lokalen Gesetze einhalten." Und genau das tat dir Wirtschaft.
Die Organisationen und Gruppen, die durch ihre Situation die Möglichkeit haben zu Globalisieren, tun dies und bekommen dadurch Macht, gebrauchen und mißbrauchen diese und gewinnen an Bedeutung.
Gruppen und Organisationen, die die Möglichkeit nicht haben, weil ihnen die Ressourcen fehlen, der Zugang zur Technik vorhanden ist, oder deren Organisationsstruktur dies nicht zuläßt, bekommen Schwierigkeiten, werden ausgenutzt oder umgangen. Als Paradebeispiel könnte man hier die sogenannte dritte Welt vorzeigen, die eines der wichtigsten "Opfer" der Globalisierung ist.
Kurz nachdem Machtinstrumente geschaffen werden, werden sie mißbraucht. Dies scheint leider eine sehr allgemein gültige Regel zu sein. ...
Das wichtigste Szenario ist wahrscheinlich das des unveränderten Weiterlaufens des Systems, das von Verdrängen und Ignorieren des Problems, über Zufriedenheit und kurzsichtigem Egoismus bis zur aufgezwungenen Unfähigkeit, etwas zu verändern, verschiedene Gründe haben kann. Was wären die Konsequenzen des Szenarios? Die Politik würde weiterhin auf lokaler Ebene versuchen und wahrscheinlich scheitern, globale Probleme zu lösen. Die Wirtschaft würde sich weiterhin globalisieren und bedrohlich viel Macht auf die Politik ausüben. Die Auswirkungen auf die Arbeitnehmer, die Umwelt und einiges andere werden wir wahrscheinlich in vielen Jahren als "Altlasten" bezeichnen können.
Die erste Verbesserungsidee, die bei diesem Szenario aufkommt, ist es, die Politik zu globalisieren, also eine Macht zu schaffen, die weltweite Gesetze erläßt und dadurch die Wirtschaft in Schach hält. Doch eben diese dringend benötigte "Regulierungsbehörde" wäre das direkte Angriffsziel aller an Macht interessierten Personen, und es ist sehr wichtig zu bedenken, ob diese Behörde nicht vom Segen zum Fluch der Menschheit wird. Eine Globalisierung der Politik unter Beibehaltung der Marktwirtschaft ist also abzulehnen.
Die radikalste Idee, das Problem zu lösen ist sicherlich, die Globalisierung wieder rückgängig zu machen, indem die Geräte zerstört oder global verboten werden. Aber wie soll man der technikverliebten Zivilisation beibringen, daß die Technik ihr Untergang ist? Es widerspräche ja der marktwirtschaftlichen Philosophie!
Da kommt uns eher die Idee der Aufmerksamkeitsökonomie entgegen, die einen Paradigmenwechsel vom Geld zur Aufmerksamkeit vorraussagt. Die Menschen würden sich also nicht mehr um das Geld bemühen, sondern darauf, Aufmerksamkeit zu erlangen. Und wenn den Menschen das Geld nicht mehr wichtig ist, könnte es ja sein, daß das Globalisierungsproblem teilweise gelöst ist.
Dann gibt es noch die Hoffnung der Idealisten, daß die Menschheit endlich einsieht, daß langfristige Offenheit und Zusammenarbeit besser als kurzfristiger Egoismus ist, und sich dann viele Probleme der Menschheit durch konstruktive Zusammenarbeit gemeinsam lösen lassen. Doch das Problem der Idealisten ist, daß sie von den sogenannten Realisten als Illusionisten angesehen werden und ihre Ideen zuwenig Beachtung finden.
Doch die vielleicht wichtigste Frage ist, wer die Verantwortung denn übernehmen soll, und auf welche Art dies geschehen könnte. Sollte die Wissenschaft Entwicklungen zurückhalten? Sollte die Politik stärker in das System eingreifen? Sollte die Wirtschaft auf einmal ihre Ziele ändern?
Leider bleiben bei dieser Betrachtung des Themas keine realistischen guten Zukunftsaussichten übrig. Doch wie objektiv war diese Betrachtung? Der Autor freut sich auf Stellungnahmen und Diskussionen zum Thema.